Überstunden, ständige Erreichbarkeit, Sonntagsarbeit und andere Faktoren gefährden die Gesundheit

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat heute den Arbeitszeitreport 2016 vorgestellt. Er zeigt auf, dass – entgegen einem verbreiteten Vorurteil – im öffentlichen Dienst die Belastungen für die Gesundheit der Beschäftigten oftmals höher sind als in Industrie oder Handwerk.

„Die Vorstellung von einem beschaulichen Job auf dem Amt geht schon lange an der Wirklichkeit vorbei“, sagte Gabriele Frenzer-Wolf, die stellvertretende DGB-Landesvorsitzende. „Der Arbeitszeitreport zeigt deutlich: Die Beschäftigten werden ausgelaugt. Gesundheitliche Probleme wie Schlafstörungen und Erschöpfungszustände können die Folge sein. Das gilt gleichermaßen in den Kommunen wie für Lehrerinnen und Lehrer oder Beschäftigte der Polizei.“ Insbesondere folgende Ergebnisse der Studie lassen aufhorchen:


* Der Anteil derer, die Überstunden von mehr als 10 Stunden haben, ist im öffentlichen Dienst höher als in allen anderen Branchen (S. 162).


* Der Anteil derer, der häufig außerhalb der Arbeitszeit beruflich kontaktiert werden, ist im öffentlichen Dienst (neben dem Handwerk) leicht höher als in anderen Branchen (S. 180).


* Beschäftigte des öffentlichen Dienstes haben häufiger eine Änderung ihrer Arbeitszeit als Beschäftigte in Industrie, Handwerk und Dienstleistungssektor (S. 176).


* Von Sonntagsarbeit sind im öffentlichen Dienst mehr Menschen betroffen als in in Industrie, Handwerk und Dienstleistungssektor (S. 168). Das wirkt sich massiv auf die Work-Life-Balance und die Gesundheit aus (S. 172).


* Mit Abstand haben die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes am wenigstens Einfluss auf den Zeitpunkt ihres Urlaubes. (S. 172).


* Der Anteil der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, die nur wenig Einfluss auf die Lage ihrer Pausen haben, liegt bei 32 Prozent. Nur in der Industrie ist er mit 33 Prozent noch höher (S. 172).


Laut grün-schwarzem Koalitionsvertrag soll ein Fokus auf das betriebliche Gesundheitsmanagement gelegt werden. Frenzer-Wolf: „Dieses Versprechen muss auch eingelöst werden. Das Land muss wirksame Maßnahmen zur Entlastung der Beschäftigten ergreifen. Die Haushaltsmittel für das betriebliche Gesundheitsmanagement müssen aufgestockt werden, ältere Beschäftigte brauchen vernünftige Altersteilzeitangebote. Und auch die Reduzierung der Wochenarbeitszeit kann kein Tabu sein.“ Vor allem aber kritisiert der DGB vor diesem Hintergrund erneut die Verabredungen der Landesregierung, in großem Stil Personal im Öffentlichen Dienst abzubauen und Mittel der Kommunen zu kürzen. „Stellenabbau ohne Sinn und Verstand gefährdet die Gesundheit der verbliebenen Beschäftigten. Denn ohne umfassende Aufgabenkritik führt er zwangsläufig zu mehr Arbeitsbelastung“, sagte die DGB-Landesvize.


Der Report:

„Arbeitszeitreport Deutschland 2016"; Dr. Anne Marit Wöhrmann, Dr. Susanne Gerstenberg; Lena Hünefeld, Dr. Franziska Pundt, Dr. Anne Reeske-Behrens, Frank Brenscheidt, Dr. Beate Beermann; Dortmund; Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin; 2016; 187 Seiten, ISBN 978-3-88261-206-6. hier kann der Report heruntergeladen werden: http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/F2398.html